Neue Wege der Zusammenarbeit im Projekt "Kommune und muslimisches Leben – Qualifizierung, Austausch und Beratung" ,
Mit einem Zukunftsdialog in Leipzig bringt das Projekt "Kommune und muslimisches Leben –Qualifizierung, Austausch und Beratung" Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, kommunaler Verwaltung und muslimischer Zivilgesellschaft zusammen, um gemeinsam über das Zusammenleben von morgen zu sprechen. Mit dieser und vielen weiteren Maßnahmen stärkt das Projekt ein vielfältiges, solidarisches Miteinander auf kommunaler Ebene.
Mitten in Leipzig treffen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, kommunaler Verwaltung und muslimischer Zivilgesellschaft, um gemeinsame Zukunftsvisionen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu entwickeln. "Es ist keine klassische Konferenz – hier steht der Dialog im Mittelpunkt"
, erklärt Marion Rädler, Moderatorin und Mitarbeiterin bei Syspons GmbH, gleich zu Beginn. Auf der heutigen Konferenz gibt es keine Frontalvorträge, sondern intensive Gespräche, persönliche Begegnungen und gemeinsames Arbeiten an Ideen für ein gelingendes kommunales Zusammenleben. Die Fachtagung ist Teil des bundesweiten Projekts "Kommune und muslimisches Leben – Qualifizierung, Austausch und Beratung".
Eingeladen zur Fachtagung haben das Haus der sozialen Vielfalt gGmbH und die Syspons GmbH, die das Projekt gemeinsam umsetzen. Seit seinem Start im Juni 2024 unterstützt das Projekt gezielt kommunale Akteurinnen und Akteure bei der Zusammenarbeit mit muslimischer Zivilgesellschaft – und hat bereits vielfältige Impulse gesetzt. Neben dem Austausch, der an dem heutigen Tag im Fokus steht, bietet das Projekt auch Qualifizierung sowie Beratung für kommunale Mitarbeitende an, die die Zusammenarbeit mit muslimischen Akteuren in ihrer Kommune stärken wollen. "Das Interesse ist groß, vor allem an den Austausch- und Qualifizierungsangeboten"
, berichtet der Projektleiter Ramzi Ghandour vom Haus der sozialen Vielfalt e. V. Gerade bei den Beratungsgesprächen sieht er noch viel Potenzial: "Hier können gemeinsam ganz konkrete Antworten auf Herausforderungen gefunden werden, die sich vor Ort im Zusammenleben ergeben"
, so Ghandour. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium des Innern (BMI) im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz.
Annegret Korff, Leiterin der Unterabteilung "Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Integration" im BMI, betont in ihrer Begrüßung: "Dieses Projekt steht beispielhaft für das, was wir als demokratische Gesellschaft leisten können, wenn wir den Anspruch auf ein gelingendes Miteinander ernst nehmen: verstehen, einbinden – und gemeinsam gestalten."
Annegret Korff, Leiterin der Unterabteilung "Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Integration" im Bundesinnenministerium hält ein Grußwort.
Quelle: Milena Jovanovic
Muslimische Akteure als unverzichtbare Partner von Städten und Kommunen
Isabel Rößner, Mitarbeiterin der Beauftragten für Integration, Migration und Flüchtlinge in Thüringen wünscht sich die kommunale Einbindung der muslimischen Zivilgesellschaft.
Quelle: Milena Jovanovic
Muslimische Akteure sind relevante Partner für Städte und Kommunen. Das macht das Projekt deutlich. Es schafft strukturelle Grundlagen dafür, dass muslimische Perspektiven in kommunalen Gestaltungsprozessen gehört und eingebunden werden. Ziel des Projektes und der heutigen Veranstaltung ist es, dauerhafte Kooperationen aufzubauen und gemeinsam bedarfsgerechte Angebote für die vielfältige Bevölkerung zu entwickeln.
Über die Vorteile, die eine solche Zusammenarbeit mit sich bringt, ist man sich auch bei der Podiumsdiskussion auf der Fachtagung in Leipzig einig. "Muslimisches Leben gehört zu Deutschland. Ich wünsche mir, dass auch in Kommunen mit mehr Selbstbewusstsein die muslimische Zivilgesellschaft eingebunden und nicht nur problematisiert wird"
, erklärt Isabel Rößner aus dem Büro der Landesintegrationsbeauftragten Thüringen.
Den Bedarf, stärker miteinander ins Gespräch zu kommen, sieht auch Danijel Cubelic, Leiter des Amts für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg: "Kommunen haben den Auftrag, Dienstleistungen und Angebote für alle Menschen zu schaffen und müssen das Recht auf Gleichbehandlung durchsetzen. Gleichzeitig macht uns das als Verwaltung besser, resilienter und auch zukunftsfähiger, weil sich die Gesellschaft auch verändert. Es braucht solche Austauschräume wie heute zwischen Zivilgesellschaft, Verwaltung, Fachstellen und Forschung, um sich gegenseitig zu stärken, Vertrauen aufzubauen, aber auch argumentationssicherer zu werden. Muslimische Akteure und Perspektiven in allen Bereichen der Gesellschaft – von Stadtentwicklung über Umwelt, Sicherheit, Schule etc. mitzudenken, ist hierfür zentral"
, so Cubelic.
Danijel Cubelic, Leiter des Amts für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg, während der Podiumsdiskussion.
Quelle: Milena Jovanovic
Eine starke Zusammenarbeit nutzt dem vielfältigen Zusammenleben
Auf der Fachtagung geht es in anschließenden Workshops um konkrete Themenfelder, die muslimische und kommunale Akteure gemeinsam voranbringen: Wohlfahrt und Seelsorge, Kinder- und Jugendhilfe, Ehrenamt und Arbeitswelt. In all diesen Bereichen finden Teilnehmende Möglichkeiten, voneinander zu lernen und entwickeln Ideen für Kooperationen. Eine starke Zusammenarbeit nutzt dem vielfältigen Zusammenleben, das wird in allen Runden deutlich. Muslimische Organisationen unterstützen beispielsweise dabei, islamische Seelsorge bereitzustellen. Es fehle jedoch oft an Ressourcen und Strukturen, den Anforderungen auch gerecht zu werden: Zu oft hänge das Engagement für die Themen des muslimischen Lebens an Einzelpersonen, es fehle an finanziellen Ressourcen, Sichtbarkeit und Vernetzung, erklären Teilnehmende aus der Zivilgesellschaft.
Das Projekt "Kommune und muslimisches Leben" setzt genau hier an, indem es kommunale Strukturen sensibilisiert, unterstützt und zur besseren Einbindung muslimischer Akteure beiträgt.
Dass die Vernetzung an dem heutigen Fachtag gut gelingt, berichtet die Teilnehmerin Hanan Karam von der Türkischen Gemeinde Deutschland: "Es ist eine andere Qualität, wenn man sich persönlich begegnet"
, so Karam. Im Workshop habe sie neue Kontakte zu Verwaltungsmitarbeitenden geknüpft und dabei wichtige Ansprech- und Kooperationspartner für eine konstruktive Zusammenarbeit gefunden.
In den Workshops werden konkrete Themenfelder, wie bspw. Wohlfahrt und Seelsorge, diskutiert.
Quelle: Milena Jovanovic
Kommunale Vielfalt braucht Vertrauen, Offenheit – und langfristige Netzwerke
Nura Selo sieht bei der Einbindung muslimischer Akteure noch viel Potential.
Quelle: Milena Jovanovic
Am Ende des Tages werden die Ergebnisse in einer Fishbowl-Diskussion zusammengefasst. Offen, ehrlich und kontrovers – aber mit einem klaren gemeinsamen Ziel: ein solidarisches Miteinander auf Augenhöhe. "Zukunftsdialog bedeutet für mich, dass wir uns bewegen"
, sagt Teilnehmerin Nura Selo. "Es geht voran – aber es bleibt auch viel zu tun."
Der Fachtag war nicht nur ein Ort des Austauschs, sondern auch ein Signal: für mehr Zusammenarbeit, mehr Sichtbarkeit – und mehr Mut für kommunale Vielfalt. Das Projekt "Kommune und muslimisches Leben" hat damit den Austausch zu Themen des muslimischen Lebens vorangebracht, Vertrauen zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft aufgebaut und Impulse für eine langfristige, positive Zusammenarbeit geschaffen. Die Teilnehmenden nehmen am Ende des Tages nicht nur neue Impulse mit, sondern auch das Versprechen, im Gespräch zu bleiben.
Die Webseite des Projekts finden Sie hier.