Islamische Seelsorge – Fachexpertise im Dialog , Datum: 23.09.2025, Format: Meldung, Bereich: Im Dialog , Fachtagung der Deutschen Islam Konferenz zum Thema Islamische Seelsorge in Militär, Gefängnis und Krankenhaus

Knapp 90 Gäste kamen Mitte September in Nürnberg zusammen, um im Rahmen der DIK-Fachtagung über den Stand und die Perspektiven der islamischen Seelsorge in Deutschland zu sprechen. Es handelte sich dabei um Vertreterinnen und Vertreter aus muslimischen und nicht-muslimischen Organisationen sowie aus Politik, Wissenschaft und Verwaltung, die sich im Handlungsfeld engagieren und vernetzen wollten.

Frauen und Männer sitzen in Stuhlreihen vor einer Leinwand. Auf der Leinwand ist ein Mann zu sehen, der eine Rede hält. Der Vizepräsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Dr. Michael Griesbeck, begrüßt die Veranstaltungsgäste. Quelle: BAMF

Die Seelsorge ist ein klassisches Feld der Zusammenarbeit von Staat und Religionsgemeinschaften. Dies gilt insbesondere für die sogenannte Anstaltsseelsorge. In Militär, Gefängnis, Krankenhaus müssen Staat und Religionsgemeinschaften zusammenwirken, um die seelsorgerischen Bedürfnisse der Menschen zu gewährleisten. Dies betrifft auch die Bedürfnisse von Musliminnen und Muslimen.

Auf der Fachtagung eröffneten unterschiedliche Fachrichtungen und Blickwinkel einen umfassenden Zugang zu dem komplexen und zugleich bedeutenden Themenfeld.

Unter dem Titel "Den Menschen sehen, begleiten, stützen – Islamische Seelsorge in Militär, Gefängnis und Krankenhaus" widmeten sich die Teilnehmenden der zweitägigen Veranstaltung in Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Fokusrunden verschiedenen Aspekten des Handlungsfelds.

Grußworte aus dem BAMF und BMI

Eine Frau steht hinter einem Rednerpult vor einem Publikum. Annegret Korff, zuständige Unterabteilungsleiterin im Bundesministerium des Innern, begrüßt die Anwesenden und gibt einen ersten Impuls. Quelle: BAMF

Den Auftakt bildete eine Begrüßung durch Herrn Dr. Michael Griesbeck, Vizepräsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), in Form einer zuvor aufgezeichneten Video-Grußbotschaft. In seinem Haus ist die Geschäftsstelle der Deutschen Islam Konferenz angesiedelt. In seinem Grußwort betonte er das ungebrochene Interesse sowie den Bedarf an islamischer Seelsorge: "Das Thema gehört zu den Kernanliegen des Bundesamts, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und Teilhabe von Musliminnen und Muslimen zu verbessern – in allen gesellschaftlichen Bereichen. Dazu gehört eben auch, dass Menschen ein passendes seelsorgerisches Angebot erhalten."

Es folgte ein Grußwort von Annegret Korff, Leiterin der Unterabteilung "Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Integration" im Bundesministerium des Innern. Sie verortete darin die islamische Seelsorge im Kontext der Deutschen Islam Konferenz. Darüber hinaus würdigte sie sowohl die Thematik selbst als auch die Anwesenden und ihr Engagement. Dabei verlieh sie ihrer Hoffnung Ausdruck, dass von der Tagung Impulse für den weiteren Prozess der Etablierung islamischer Seelsorge und seelsorgerischer Betreuungsangebote ausgehen.

Wissenschaftliche Perspektiven und Einblicke in die Praxis

Drei Männer sitzen auf einer Bühne vor einem Publikum. Dr. Mahmoud Abdallah und Prof. Dr. Heinrich de Wall im Gespräch mit Abdul-Ahmad Rashid und dem Publikum. Quelle: BAMF

Auf die hohe Relevanz, den aktuellen Sachstand und die theologische Dimension des Handlungsfelds ging Dr. Mahmoud Abdallah von der Universität Tübingen in seiner darauffolgenden Keynote ein. In seinem inhaltlichen Einstieg in das Thema Anstaltsseelsorge in Militär, Gefängnis und Krankenhaus bot er darüber hinaus einen Einblick in Ausbildungswege, Akteure und Adressaten.

Einen Beitrag zum Grundverständnis, unter welchen Bedingungen islamische Seelsorge in Deutschland etabliert werden kann, leistete Prof. Dr. Heinrich de Wall von der Universität Erlangen-Nürnberg, indem er die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Organisation der Seelsorge im Allgemeinen und der islamischen Seelsorge im Besonderen in Deutschland darlegte.

Im Anschluss daran folgte ein moderiertes Podiumsgespräch mit den vorherigen Impulsgebern, das den theoretischen Input mit praktischen Erfahrungen aus dem Publikum verknüpfte.

Einblicke in die praktische Arbeit im Bereich der islamischen Seelsorge stellten einen weiteren wichtigen Programmpunkt des ersten Tages der Fachtagung dar: Mehrere Organisationen aus dem verbandlichen und nicht-verbandlichen, muslimischen sowie nicht-muslimischen Seelsorgebereich präsentierten ihr Ausbildungsangebot und ihre Arbeit an eigens dafür aufgebauten Ständen. Das interaktive Format eines offenen Forums bot den Veranstaltungsgästen zudem die Möglichkeit zur Vernetzung und zum Austausch.

Frauen und Männer stehen an Stehtischen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung tauschen sich im Rahmen des offenen Forums über die vielfältigen Angebote im Bereich Seelsorge aus. Quelle: BAMF

Praxisorientierte Gespräche und Fachbeiträge

Eine Frau steht hinter einem Rednerpult. Seyran Ateş referiert über besondere Bedarfe in der Seelsorge. Quelle: BAMF

In ihrem darauffolgenden Vortrag machte Seyran Ateş, Gründerin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, auf besondere Bedarfe in der muslimischen Seelsorge aufmerksam. Zum Abschluss des ersten und zu Beginn des zweiten Veranstaltungstages nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, in großer Runde Eindrücke und Gedanken auszutauschen.

Praxisnahe Perspektiven prägten auch den zweiten Tag der Fachtagung. Ein Podium gab den Teilnehmenden Einblicke in die Ausbildungslandschaft und stellte verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten samt Herausforderungen und Perspektiven dar. Ein weiteres Podium vertiefte den Fokus auf Ziele, Bedarfe und Herausforderungen in den jeweiligen Seelsorgebereichen in Militär, Krankenhaus und Gefängnis. Dabei wurden auch die unterschiedlichen föderalen Ebenen in den Bereichen sichtbar. Die zahlreichen Fragen aus dem Publikum unterstrichen die große Relevanz dieser praxisnahen Perspektiven.

Den inhaltlichen Abschluss der Veranstaltung bildeten drei parallele Fokusgruppen mit Fachbeiträgen zu Militär-, Gefängnis- und Krankenhausseelsorge. Sie boten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, sich in kleineren Gruppen zum jeweiligen Interessensgebiet auszutauschen und trugen so zum Wissenstransfer bei.

weitere Impressionen von der Fachtagung

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