Gesellschaft gemeinsam gestalten -
Abschluss von "MuslimDebate 2.0"
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Projektabschluss in Hamburg setzt starkes Zeichen für Dialog, Zugehörigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt
Im fünften Stock der Katholischen Akademie Hamburg eröffnet sich von der Terrasse der Blick auf den Michel. Hier findet am Abend des 21. November 2025 der Abschluss des Projekts "MuslimDebate 2.0 – Gesellschaft gemeinsam gestalten!" statt. Das Thema der Veranstaltung lautet "Muslimisch, deutsch, beheimatet – Illusion oder Realität?".
Zuvor hatten sich die Teilnehmenden bereits zum selben Thema bei einer Tagung in Loccum ausgetauscht, nun bringen die Gäste ihre dort erarbeiteten Ergebnisse auf die Bühne. Auf dem Podium nehmen Platz: die Politik- und Islamwissenschaftlerin Dr. Evelyn Bokler, der Pädagoge und islamische Theologe Dr. Osman Lösen sowie der Jurist und Projektpartner Murat Kayman. Moderiert wird der Abend vom Projektleiter Eren Güvercin.
In der Podiumsdiskussion wurde besprochen, wie Fremdheitsgefühle, Ressentiments und Radikalisierungstendenzen überwunden werden können, um eine gemeinsame gesellschaftliche Basis zu schaffen. Dr. Evelyn Bokler hob hervor, dass die politischen Rahmenbedingungen, etwa sicherheitspolitische Maßnahmen, das Zugehörigkeitsgefühl muslimischer Bürgerinnen und Bürger beeinflussen. Die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten hätten zu einer Verschärfung gesellschaftlicher Spannungen geführt und das Gefühl von Beheimatung weiter geschwächt. Gleichzeitig wurde deutlich, dass sich viele Musliminnen und Muslime als Individuen durchaus zugehörig fühlen, jedoch als Gemeinschaft weiterhin Distanz und Misstrauen erleben.
Die innermuslimische Perspektive nahm bei der Diskussion eine zentrale Rolle ein. Dr. Osman Lösen plädierte dafür, Deutschland nicht nur als Aufenthaltsort oder als Ort der Fremde zu begreifen, sondern als Raum gesellschaftlicher Verantwortung. Murat Kayman bestätigte diesen Ansatz und betonte, dass Teilhabe innerhalb der muslimischen Community stärker als Pflicht vermittelt werden müsse. Als konkrete Handlungsempfehlungen wurden unter anderem der Aufbau zusätzlicher Begegnungsräume und eine Verbesserung der Bildungsangebote genannt. Darüber hinaus wurde gefordert, dass Wissenschaft und Politik die verschiedenen Formen antimuslimischer Diskriminierung umfassend untersuchen und entsprechende Förderstrukturen entwickeln.
Dialog als Kern des Projekts
Entstanden ist "MuslimDebate 2.0" als Projekt der Alhambra Gesellschaft mit dem Anspruch, konkrete Impulse für eine zukunftsorientierte Debattenkultur zu setzen. Im Mittelpunkt stehen drängende Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der Religionspolitik sowie des Umgangs mit demokratiefeindlichen Tendenzen.
Das Projekt ist dabei auf zwei Ebenen angesiedelt: Einerseits geht es um innermuslimische Entwicklungen und Diskurse, andererseits um den Austausch mit der Gesamtgesellschaft. Wie Eren Güvercin betont, sei es gerade für nichtmuslimische Teilnehmende besonders aufschlussreich gewesen, Einblicke in die Debatten innerhalb der deutsch-muslimischen Community zu erhalten. Diese doppelte Ausrichtung habe den Dialog in besonderer Weise vertieft.
Im Rahmen des dreijährigen Projekts wurden innermuslimische Erinnerungskonflikte wie etwa historisch gewachsene Spannungen zwischen Sunniten und Aleviten sowie aktuelle Herausforderungen der Demokratie in den Blick genommen. Diskutiert wurde, wie Verschwörungserzählungen Misstrauen schüren, wie Religionspolitik gerechter gestaltet werden kann und welche Verantwortung Religionen in gesellschaftlichen Krisen tragen. Immer wieder rückte dabei auch die oft übersehene Dynamik muslimischer Zivilgesellschaft in den Fokus.
Rückmeldungen aus dem Teilnehmendenkreis
Nicht nur die Podiumsdiskussionen und Fachtagungen prägten die Arbeit von "MuslimDebate 2.0", sondern auch die vielen Gespräche unter den Teilnehmenden, auch am Rande der Veranstaltungen. "Beim Mittagessen, beim Abendessen oder bis tief in die Nacht wurde weiterdiskutiert“
, berichtet Eren Güvercin. Unterschiedlichste Perspektiven seien zusammengekommen, konstruktiv und respektvoll.
Was "MuslimDebate 2.0" erreicht hat, zeigt sich vor allem in dem, was die Teilnehmenden aus den Tagungen mitgenommen haben. "Wir hatten Menschen aus der Wissenschaft, aus kirchlichen Einrichtungen, aus der Politik und aus der muslimischen Zivilgesellschaft – viele von ihnen echte Multiplikatoren"
, sagt Eren Güvercin. "Die Rückmeldung war immer wieder: Die Diskussionen und Inhalte fließen direkt in ihre tägliche Arbeit ein, in Gemeinden, in Bildungseinrichtungen, in politische Strukturen."
Ein Zeichen dafür, dass die angestoßenen Debatten über das Projekt hinaus weitergetragen werden.
von Shereen Sayda
"MuslimDebate 2.0 – Gesellschaft gemeinsam gestalten!"
Das Projekt "MuslimDebate 2.0 – Gesellschaft gemeinsam gestalten!" wurde als Maßnahme zur Integration im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz (DIK) vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vom 01.01.2023 bis 31.12.2025 gefördert. Eine Dokumentation der einzelnen Themen finden Sie auf der Seite des Projektträgers.
